Prinz Ananda Mahidol war der älteste Sohn
und das zweite Kind seiner königlichen Hoheit, Prinz Mahidol
Adulyadej, Prinz von Songkla. Er folgte im zarten Alter von
Zehn seinem Onkel, König Prajadhipok, am 2. März 1935 als
König.
Sein Vater war einer der Söhne von König
Rama V, der auf dem Gebiet der Medizin viel für sein Land
getan hatte; seine Mutter eine geistvolle und unterhaltsame
Frau, die ihre Zeit dem Wohle der Menschen opferte.
Der Prinz verbrachte seine Jugend mit der Mutter und den Geschwistern
in der Schweiz, nachdem er mit 5 Jahren seinen Vater verloren
hatte. Hier erhielt er seine Erziehung in einem Internat und
reiste nur gelegentlich nach Thailand.
Im November 1938 machte König Ananda Mahidol
seinen ersten Besuch in Thailand, und seine Mutter und Prinz
Bhumibol begleiteten ihn. Sie blieben zwei Monate und kehrten
dann in die Schweiz zurück. In dieser Zeit hatte das thailändische
Volk ihn zum ersten Male sehen können. Was sie erlebten, war
ein extrem zuvorkommender und ernsthafter Mensch, besonders
nachdem er sich in Interviews in der ausländischen Presse
über seine anstehenden Aufgaben und Verantwortungen geäußert
hatte. Die Bevölkerung verehrte ihn sehr und es wurde endlos
über ihn geredet. Als er wieder abreiste, um seine Ausbildung
abzuschließen, versammelten sich tausende von Menschen, um
ihm viel Glück und eine schnelle Heimkehr zu wünschen.
Sieben Jahre später, nach dem Ende
des zweiten Weltkrieges, ersuchte ihn die thailändische Regierung,
nach Thailand zurückzukehren. So kam er am 5. Dezember 1945
zusammen mit seinem Bruder zum zweiten Male nach Bangkok.
Es war vorgesehen, dass sie am 13. Juni 1946 zur weiteren
Ausbildung in die Schweiz zurückreisen würden.
König Ananda Mahidol war herzlich
willkommen, wo immer er hinkam. Bei offiziellen Anlässen erschien
der junge König immer ernsthaft und würdevoll. Aber seine
Sanfmut war immer da und sorgte dafür, daß die Menschen ihn
und seine Aufrichtigkeit und Entschlossenheit, alles zum Wohle
des Landes zu tun, liebten und verehrten.
Was die Menschen wirklich beeindruckte, waren
seine direkten persönlichen Besuche in den Gemeinden von Bangkok
und der Umgebung. Er gab den Menschen das sichere Gefühl,
daß ihr König sie beschützte. Sein Verhalten war immer schmeichelhaft
und er war immer zu Hause, egal wo er zu den Leuten sprach.
Die Menschen verfolgten mit besonderer
Aufmerksamkeit, wenn er bei Gerichtsfällen präsidierte. Der
Gerichtssaal war immer überfüllt mit Menschen, welchen ihn
hören wollten. Und wenn er den Saal verließ, waren stets Worte
der Liebe und Bewunderung auf ihren Lippen. Bei seinem Besuch
in Nakhon Pathom nahm Seine Majestät König Ananda Mahidol
die Richterbank ein. Während eines Besuchs in Chachoengsao
beteiligte er sich an der Rechtsprechung über eine Diebin.
Sie sollte zu sechs Monate Haft verurteilt werden, aber König
Rama VIII wandelte dies in eine Bewährungsstrafe um, da es
ihre erstes Vergehen war und sie ein neugeborenes Kind hatte.
Am 5. Juni 1946 besuchte König Ananda
Mahidol die Bauern in Bang Khen und erkundigte sich genaustens
nach deren Reisanbaumthoden. Die Leute wußten nicht, daß dies
sein letzter Besuch sein sollte.
Am 9. Juni 1946 fand man ihn tot in seinen
Räumen auf. Die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt.
Es war wohl so, dass er am Morgen des 9. Juni um sechs Uhr
aufgestanden war, um seinen Geschäften nachzugehen. Gegen
9 Uhr hörten Bedienstete einen Schuss und eilten in seine
Gemächer. Dort fanden sie den König blutüberströmt und tot
in seinem Bett. Nach der Untersuchung gab die Polizei später
bekannt, dass der König beim Hantieren mit Handfeuerwaffen
versehentlich einen Schuss ausgelöst hatte.
König Ananda Mahidol wurde nie gekrönt. Kurz
nach seinem Tod jedoch erhob ihn sein jüngerer Bruder und
Nachfolger, König Bhumibol Adulyadej, in den Stand eines voll
gekrönten und gesalbten Souveräns mit dem Recht auf den neunstufigen
königlichen Schirm.
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